Denke die Aussage mit der Abhängigkeit der Brenngeschwindigkeit zum Luftverhältnis ist falsch.
In sämtlichen Quellen wird angegeben, dass sich die laminare Brenngeschwindigkeit mit steigendem Luftverhältnis verlangsamt.
Die Brenngeschwindigkeit wird beeinflusst vom Zustand des Gemisch, chemischer Zusammensetzung des Kraftstoffs und vom Luftverhältnis.

- Brenngeschwindigkeit.PNG (150.99 KiB) 7773 mal betrachtet
Aber entscheidend ist die Flammfrontgeschwindigkeit, und die besteht eben aus der Summe von Brenngeschwindigkeit und Transportgeschwindigkeit.
Und die Transportgeschwindigkeit ist stark Drehzahlabhängig, wird gerade bei höheren Drehzahlen dann durch Tumble-, Drall- und Quetschströmung vergrößert.
Daher kann aus Messwerten dieser Verlauf für die Flammfrontgeschwindigkeit über die Drehzahl abgeleitet werden:

- Flammfront.PNG (80 KiB) 7773 mal betrachtet
Man erkennt, dass bis ca 4000 U/min (dieser Wert mag von Motor zu Motor unterschiedlich liegen) die Brenngeschwindigkeit dominiert, ab da dann die oben angesprochenen Strömungen die Transportgeschwindigkeit vergrößern, so dass diese Geschwindigkeit mit fast gleicher Steigung sich vergrößert.
Daher wird ab hier die kürzere Zeit die bei höherer Drehzahl zur Verfügung steht kompensiert.
Das führt dann zu Serienkennfeldern, die ab einem gewissen Punkt mit dem Zündwinkel recht gleich bleiben und sich eben nicht mehr groß steigern oder sogar im Winkel zurück gehen können.
Die anfängliche, fixe Zeit zum Ausbilden eines Zündfunkens beträgt ca 1 µs vom Durchbruch bis zur Bogenentladung. Ziel ist es, damit das Gemisch zu entzünden.
Fällt also nicht ins Gewicht.
Bis das Gemisch sich zu einem Durchmesser von ca 10 mm entzündet hat (0,2%-Massenumsatz) spricht man von der Flammkernbildungsphase. Und die ist durchaus von Druck, Temperatur, Gemisch, Strömungszustand usw beeinflusst, hat also auch eine Drehzahlanhängigkeit.
All das zeigt letztendlich nur, dass die Theorie schon so komplex ist, dass jeder Motor da anders reagiert.
Sowas kann nur am Prüfstand ausgefahren werden.
Das von CKP gezeigte Motorradzündkennfeld scheint aber das zu bestätigen, was ich geschrieben habe, dass die Steigerung der Strömungsgeschwindigkeiten bei höheren Drehzahlen die Flammfrontgeschwindigkeit sowie durch höhere Temps und Drücke die Flammkernbildungsphase beschleunigen und so kein früherer Zündwinkel mehr benötigt wird um maximales Drehmoment durch ideale schwerpunktlage zu erhalten.
Bei Drehzahlen über 6000 nimmt auch die Klopfneigung ab, so dass hier fast immer (mit gutem Kraftstoff) im idealen Schwerpunkt gezündet werden kann. Gerade beim Motorrad. Mit dem R6-Motor hab ich viele Stunden auf dem Prüfstand mit Indizierung verbracht mit ähnlichem Ergebnis. Zündzeitpunkt wurde ab 8000 U/min nur noch nach max. Drehmoment eingestellt. Früher zünden war klopffrei möglich, aber da lag der Schwerpunkt dann so früh, dass die Leistung wieder zurück geht. Haben so auch Kennfelder ausgefahren, die oben kaum mehr früher zünden mussten (bei 15.000 U/min) als bei 7000 U/min.
Bin gespannt auf die Prüfstandsergebnisse von ChristianK.
